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50 JAHRE BURSCHENKIRMES - 

"Opa, erzähl doch mal" 

Wieland Schneider, Gründungsmitglied von 1965, berichtet über die Geschichte der Kirmes und der Burschenschaft

Kirmes hat Tradition in Fronhausen und ist eines der höchsten Kulturgüter im Ort. Veranstalter waren vor dem Krieg die ledigen Burschen und nach dem Krieg einige Fronhäuser Wirte und wiederum die Fronhäuser Burschen. Eine Dirndlschaft, bestehend aus Fronhäuser Jungfrauen kam, offensichtlich wegen einer zu geringen Anzahl, nicht zustande. Die Mitglieder der Burschenschaft mussten 18 Jahre alt, kräftig und trinkfest sein.

Zur Geschichte der Nachkriegskirmessen sind leider nur vage und auf Erinnerungen von Zeitzeugen und Mitwirkenden basierende Angaben zu erhalten. Auch bei vielen Fotodokumenten ist es schwierig, diese den entsprechenden Jahren zuzuordnen. Es heißt, dass es schon Anfang der 50er Jahre Kirmes auf der Schwärz gegeben habe.

In 1955 veranstaltete der Gastwirt Andreas Ebert die Kirmes in „Kochenersch Garten“ und im „Alten Brauhaus“

Von 1956 bis 1958 waren die damaligen Burschen die Ausrichter, und von ihnen stammt auch der Name: „Burschenschaft Gut Schluck“. Langjähriger Burschenvater war der Bäckermeister Heinrich Krumm.

Unser verehrter Mitbürger und Maler Otto Scharff malte für eine Kirmes ein Begrüßungsschild, welches auch heute noch existiert.

Vom erwirtschafteten Gewinn wurden Fahrten gemacht, z.Bsp. Heisterberger Weiher, Rüdesheim, Cochem, Feldberg im Taunus usw.

In 1959 war definitiv keine Kirmes, weil in dem Jahr die 800-Jahrfeier stattfand. Danach gab es  wohl noch eine Kirmes, veranstaltet von Johannes Werther. Diese, so erinnern sich Zeitzeugen, muss völlig verregnet und die Schwärz eine einzige Wasserlandschaft gewesen sein.


Seit 1965 wird die alljährliche Kirmes nun regelmäßig von den  Fronhäuser Burschen veranstaltet. Die Burschenschaft hat diesen Termin als Geburtsstunde der neueren Kirmes erwählt.

Horst Höpp und Erwin Bork waren die Burschenväter der Neuzeit und „Gut Schluck“ wurde als  Name übernommen. Statt Kreissäge wurde eine blaue Burschenkappe eingeführt und weißes Hemd mit roter Fliege schmückte weiterhin die stolzen Körper. Donnerstag und Freitag wurde das Zelt gestellt und der Festplatz hergerichtet. Die Schausteller bauten Karussell, Schieß- und Losbude auf. (Anfangs die Familie van Elkan, später Familie Bierhenkel.) Am Samstag- und Sonntagabend war Tanz im Zelt. Am Montagvormittag folgte der Frühschoppen mit viel Freibier der Sponsoren, am Nachmittag zog ein Festzug durch das Dorf. Dieser bestand meist nur aus einem Wagen, der von einem Traktor gezogen wurde. Auf dem Wagen die Musik, einige Burschen oder Gäste und vor allem etwas zu trinken. Anschließend ging es im Festzelt mit Musik und Tanz und viel Bier weiter bis zum bitteren Ende. Am Dienstag erfolgte der Abbau, und am Abend war die Schwärz wieder sauber. Meistens gab es danach noch einen mittleren Umtrunk, denn so abrupt aufzuhören war nicht gesund. 

Einige Tage später stand dann auch fest, was die Kirmes an Gewinn eingebracht hatte und man  beriet, was damit geschehen sollte. Vom Erlös der 1965er Kirmes fuhren die Burschen im Jahr darauf zu Ostern nach Nordwijk in Holland. Dort auf einem Parkplatz fand auch das legendäre Fußballspiel zwischen Oberdorf und Unterdorf statt. Das Ergebnis ist nicht mehr präsent, wohl aber die Mannschaftsaufstellungen.

Team Oberdorf: Radi-Jojo-Gento-Ama-Hosi-Teng-Läbche-Schmeckefix-Uwe-Kimble-Spatz

Team Unterdorf: Tschuli-Jogi-Linser-Flumey-Puskas-Spuul-Ringo


Das Eiersammeln

Trotz aller Strapazen traf man sich am 3. Osterfeiertag morgens wieder pünktlich zum Eiersammeln.  Dieser alte und sehr anstrengende Brauch wird auch heute noch von den Burschen aufrechterhalten. Zwei oder mehr von ihnen gehen, eingeteilt nach Straßen, mit einem Korb von Haus zu Haus, sammeln Eier, Geld, oder nehmen ein paar Kurze. Die gesammelten Eier werden nachmittags bei „Kochenersch“ (Gasthaus „Zur Krone“) zu „Aijerpangkuche“ verarbeitet und mit viel Bier und Schnaps verschlungen.


Tanz in den Mai

In der Zeit zwischen Ostern und Kirmes wurden die Burschen noch einmal aktiv. Am 30. April  veranstalteten sie in der Mehrzweckhalle den Tanz in den Mai. Das war eine immer gut besuchte Festlichkeit, die in den 60er Jahren noch regelmäßig stattfand, die aber dann irgendwann nicht mehr durchgeführt wurde.


Das „Wainkoffseange“

Über das „Wainkoffseange“ oder hochdeutsch „das Weinkaufsingen“ ist in der Chronik „Von Essen nach Hessen“ folgendes zu finden:

„ … Waren sich die jungen Leute einig und ein Hochzeitstermin war festgesetzt, so konnten sie beim Standesbeamten das Aufgebot bestellen. Drei Wochen vor der Hochzeit ließen sie sich beim Standesamt „einschreiben“. Diese Frist war gesetzlich vorgeschrieben, denn so lange musste auch das Aufgebot veröffentlicht werden. Das Aufgebot wurde meist am Rathaus ausgehängt.
Nach dem „Einschreiben“ zogen die Dorfburschen zum Hochzeitshaus und haben dort dem Jungen Paar ein Ständchen gebracht. Dieses Weinkaufsingen hat sich bis in unsere Tage erhalten. Selbstverständlich hat der Bräutigam die Burschen anschließend zu einem Umtrunk in eine
Gaststätte eingeladen.“
– von Heinrich Kraft

Mobirise

Steibern

Im Zusammenhang mit dem „Wainkoffseange“ soll auch der Brauch des „Steiberns“ noch Erwähnung finden. Wenn das Aufgebot der heiratswilligen jungen Leute am Rathaus im Kästchen hing stützten die Burschen, meistens eine Woche vor der Hochzeit, den Aufgebotskasten, damit er nicht herunterfiel. Dies sollte der Ehe lange Haltbarkeit bescheren. 

Natürlich geschah dies auf eigene Art und Weise der Burschen. Bei Nacht und Nebel holten sie alles, was nicht niet- und nagelfest war vom Haus oder Hof des Bräutigams und schleppten es zum Alten Rathaus, wo sich der Aufgebotskasten befand. Allerlei Gerümpel, aber auch landwirtschaftliche Maschinen, ganze Pferdewagen und manchmal sogar der Wachhund mit Hütte wurden so deponiert, dass der Bürgermeister am nächsten Morgen seinen Amtsraum nicht betreten konnte. Dem Bräutigam fiel dann die Aufgabe zu, sein Eigentum schnellstmöglich vom Rathaus wegzuschaffen. Dieser Brauch verschwand mit der Zeit und wurde später durch das sogenannte „Poltern“ ersetzt.

Auch der Brauch der „Wainkoffseange“ hat sich in den letzten Jahren etwas verändert. Die Burschen  versammeln sich vor der Kirche oder dem Alten Rathaus und singen dem neuvermählten Paar ein Ständchen. Dazu muss das Paar meistens noch einen dicken Holzstamm mit einer stumpfen Säge bearbeiten. Natürlich geben sie schnell entnervt auf und zahlen einen Betrag an die Burschen für deren Bemühungen. Das Geld landet aber dann in der Burschenkasse für spätere Verwendungen. Schließlich ist man seit 2003 ein eingetragener Verein und hat mannigfache Verpflichtungen.

Das Bild zeigt das Steibern zur Hochzeit von Heinrich Krumm

Die Burschen beim Singen vor der Kirche (2015)

Auch die Uniform der Burschen hat sich im Laufe der Zeit geändert. Es gibt keine Burschenkappen  und Fliegen mehr. Das weiße Hemd wurde gegen ein blaues T-Shirt abgelöst. Aber geblieben ist der Durst, wie folgende Bilder zeigen:








Und zum Schluss noch ein Bild von einem treuen Begleiter der Burschenkirmes über viele Jahre, dem Oberwälger Heini.

Mobirise

Wir bedanken uns recht herzlich für die Überlassung der alten Fotos bei Kurt Backes, Rudolf Welker, Rudi Schneider, Willi Sohn, Willi Pfister, Hans Walbrecht und Wieland Schneider.

Anschließend findest du nochmal alle Fotos in einer Slideshow zum anschauen.

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